Ethische Aufgaben für Kulturstudien im 21. Jh.. Tagungen der Akademie Brasil-Europa für Kultur-und Wissenschaftswissenschaft
Ethische Aufgaben für Kulturstudien im 21. Jh.. Tagungen der Akademie Brasil-Europa für Kultur-und Wissenschaftswissenschaft
Akademie Brasil-Europa
für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft
Organisation für Studien von Kulturprozessen
in internationalen Beziehungen
Institut für Studien der Musikkultur des portugiesischen Sprachraumes - ISMPS e.V.
Vorsitzender:
Prof. Dr. Antonio Alexandre Bispo
Berichte
Auswahl aus Tagungen, Kolloquien und Sitzungen
Ethische Aufgaben und Herausforderungen für Kulturstudien im 21. Jahrhundert
Kolloquium - "H. Villa-Lobos und J.S. Bach: Deutungen und Perspektiven des Barock"
Als erstes Kolloquium der Reihe sollte gleich zu Beginn des 3. Jahrtausends die Ethik thematisiert und die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit der Beachtung von ethischen Aspekten bei Studien von Kulturprozessen in internationalen Beziehungen gerichtet werden. Da die A.B.E. die Auffassung vertritt, dass Kulturwissenschaft in engem Zusammenhang mit den Studien der Wissenschaft selbst zu betreiben ist, sollten ethische Aspekte sowohl in Kulturerscheinungen und -prozessen als auch in der Art und Weise der Produktion und Verbreitung des Wissens selbst sowie in den Netzwerken und Arbeitsweisen der Forscher und Studierenden beachtet werden.
Das Spannungsfeld zwischen der Universalität - im Sinne allgemein gültiger ethischer Prinzipien - und dem Nationalismus der 30er und 40er prägt in vieler Hinsicht die Kultur- und Musikentwicklung Brasiliens und muss in seinen Beziehungen zu internationalen Entwicklungen gesehen werden. Die Relevanz dieses vielfach im Namen Bachs ausgetragenen Spannungsfeldes manifestierte sich in den "Bachianas Brasileiras" von Heitor Villa-Lobos. Ihre bemerkenswert erscheinende Bezeichnung und die in der Vielfalt ihrer Formen und Ausdrucksweisen sich offenbarende komplexe Konzeption erschweren konventionelle analytische und musikhistorische Herangehensweisen und legen einen kulturwissenschaflich orientierten Ansatz nahe. Die Spannung zwischen den Auffassungen von Villa-Lobos und der Bach-Bewegung São Paulos äußerte sich in einem in drohendem Ton verfassten Schreiben des damals politisch einflussreichen Komponisten an die Bach-Gesellschaft, das heute ein Dokument darstellt, das aufmerksame und differenzierte Lektüre verdient.
Die Untersuchung des Spannungsfeldes zwischen der Bach-Bewegung und H.Villa-Lobos veranlasst Überlegungen grundsätzlicher Art, die zum Problemkreis des Barocks und dessen Wiederentdeckung und Präsenz im 20. Jahrhundert führten. Die Diskussion sollte in Arbeitsgruppen nach Beendigung des Kolloquiums fortgeführt und bei der nächsten Tagung in der A.B.E. wiederaufgegriffen werden.
Die Ethik Schweitzers der Achtung vor dem Leben, die eng mit seinen Kulturauffassungen zusammenhängt, sollte zu Beginn des 21. Jahrhunderts, als weltweit die Zerstörung der Natur und die Brutalität gegenüber anderen Lebewesen unvorstellbare Ausmaße angenommen hatten, ins Bewusstsein gebracht werden. Damit entsprach das Kolloquium dem Forschungsprogramm "Kultur/Natur" der A.B.E. und richtete die Aufmerksamkeit zu Beginn des neuen Jahrhunderts auf Fragen der Ökologie und der Tierrechte in der Kulturforschung. Damit wurde auch hervorgehoben, dass eine Auffassung des Kulturbegriffes, die ethische Prinzipien relativiert, nicht annehmbar ist. In der Diskussion des hiermit verbundenen Fragenkomplexes, der eine Präzisierung und zugleich Ausdifferenzierung des Kulturbegriffes - auch in seiner inzwischen durgesetzten kulturanthropologischen Auffassung - impliziert, liegt eine der theoretischen Herausforderungen der Kulturwissenschaft im 21. Jahrhundert.
Das Rahmenprogramm des Kolloquiums umfasste eine Ausstellung von Originaldokumenten zur Bach-Bewegung und der Rezeption Schweitzers in Brasilien sowie ein Konzert mit Werken von H. Villa-Lobos, das von Musikern des Westdeutschen Rundfunks dargeboten wurde.
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