Parati: Weg des Goldes, Tor nach Europa. Tagungen der Akademie Brasil-Europa für Kultur-und Wissenschaftswissenschaft

Akademie Brasil-Europa

für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft

 


Berichte
Auswahl aus Tagungen, Kolloquien und Sitzungen


Forum Parati - "Weg des Goldes", Tor nach Europa und zum Hinterland Brasiliens.
Gedächtnis und Zukunft

Paraty. Tagung der A.B.E. 2004
Parati hatte als Hafenstadt zur Kolonialzeit eine Schlüsselstellung zwischen dem Hinterland São Paulos und Rio de Janeiro sowie zwischen den Goldminen von Minas Gerais und Portugal inne. Die Verbindung zwischen Rio de Janeiro und São Paulo erfolgte für Jahrhunderte über Parati, das somit auch das Tor zum Paraíba-Tal war. Die Kulturgeschichte dieser Region sowie ihr Erbe an Kulturtraditionen, die eine besondere Bedeutung für die Kulturstudien São Paulos spielen, können nicht ohne die Berücksichtigung eines Erschließungs- und Kolonisierungsprozesses betrachtet werden, in dem Parati eine grundlegende Rolle spielte. Die Erforschung der historischen Quellen und der empirischen Kulturtraditionen der zum Staat São Paulo gehörenden Städte oberhalb des atlantischen Gebirges, wie Cunha, Lagoinha und São Luís do Paraitinga, erforderte dementsprechend seit den sechziger Jahren die Entwicklung von Kulturstudien in Parati. Mehrere Forschungsunternehmungen und Tagungen wurden dementsprechend in Parati realisiert.

Es schien der A.B.E. von Bedeutung, zum Abschluss des Trienniums wissenschaftlicher Arbeiten anlässlich der Entdeckung Brasiliens vor 500 Jahren erneut Parati als Ort von Studien und Reflexionen zu wählen. Nachdem Kulturfragen des Hinterlandes und der Küste in gesonderten Tagungen behandelt worden waren, sollte die Verbindung beider Sphären Gegenstand kulturwissenschaftlicher Überlegungen sein. Unter aktualisierten Perspektiven sollte die Rolle von Verkehrsverbindungen beim Aufbau von Netzwerken von Siedlungen und Städten und als Adern des Austausches von Informationen und Kulturgütern erneut betrachtet werden.

Diese Thematik wurde besonders aufmerksam behandelt seit der 1968 erfolgten Gründung der Organisation für Studien von Kulturprozessen, die eine Aktualisierung der Kulturforschung durch die Ausrichtigung der Studien auf kulturelle Prozesse anstrebte und heute die Organisation Brasil-Europa bildet. Es ging nun darum, die Untersuchungen und Überlegungen im Licht von Fragestellungen fortzuführen, die in der rezenten kulturwissenschaftlichen Diskussion besonderes Interesse erlangen. Da die Schlüsselrolle Paratis in dem Netzwerk von Siedlungen des Hinterlandes und der Minen längst vergangenen Zeiten angehört und sich neue Entwicklungen durch Unternehmungen größeren Ausmaßes an der atlantischen Küste ankündigen, sollten historische und gegenwärtige Kulturfragen unter dem Aspekt des Verhältnisses zwischen Gedächtnis und Zukunft unter verschiedenen disziplinären Gesichtspunkten betrachtet werden.

Die europäischen Teilnehmer wurde von der Stadtverwaltung Paratis mit einem Schiffsausflug durch die Bucht empfangen. Die Vorträge und Diskussionen fanden im Saal der "Pousada do Príncipe" statt.

Paraty. Tagung der A.B.E. 2004
Die anwesenden Vertreter des Stadtrates hoben die Bedeutung Paratis hervor als Hafenstadt zur Kolonialzeit und seine Rolle als "Weg des Goldes" von Minas Gerais nach Europa und als "Weg der Kultur" als Einfuhrhafen von Büchern, Noten, Kunstwerken, Handwerk und Gegenständen des gesellschaftlichen Lebens, des Wohnens und der Mode, die Impulse für das Kulturleben des Inneren Brasiliens vermittelten.

Parati nimmt somit eine wichtige Stellung in der Rezeptionsforschung ein, die allerdings nicht im Sinne von Studien einseitiger Strömungen des Empfangens betrieben werden sollte. Die Wechselseitigkeit des Austausches bei diesem Geflecht des "Weges des Meeres und der Erde" sollte beachtet werden.

Paraty. Tagung der A.B.E. 2004
Ein bedeutender Themenkomplex, der bei dieser Sitzung unter verschiedenen Aspekten diskutiert wurde, betraf Fragen der Permanenz und des Wandels lusitanischer bzw. iberischer Darstellungsweisen in der Volkskultur Brasiliens. Frau Anna Sanchéz aus Salamanca stellte ein Panorama der in vorausgehenden Tagungen der A.B.E. in Europa behandelten Fragen zu symbolischen Darstellungen des Kampfes zwischen Islam und Christentum dar und hob die kulturanthropologischen Grundlagen dieser Repräsentationen in biblischer Überlieferung hervor. Von brasilianischer Seite wurde das Thema behandelt von Vertretern der Brasilianischen Gesellschaft für Volkskunde und des Museums für Volkskunde São Paulos.
Niomar de Souza Pereira. Tagung der A.B.E. 2004
Frau Prof. Niomar de Souza Pereira behandelte die Permanenz und die Perspektiven der Analyse dieser Darstellungsweisen in Regionen des Hinterlandes von São Paulo, Minas Gerais und in Zentralbrasilien.

Frau Dalva Bolognin hob die historischen Evidenzen des Reconquista-Prozesses als kollektive Erfahrung des Abendlandes im Gedächtnis kolonisierter Kultur hervor.

Dirce Abado. Tagung der A.B.E. 2002
Die Veränderungen und das Verharren von Funktionen und Darstellungsweisen tradierter Kulturrepräsentationen wurden von der Volkskundlerin Dirce Abado am Beispiel des Boi Bumbá von Parintins dargestellt, der heute zu den wichtigsten Kulturmanifestationen Amazoniens zählt.

Das Gedächtnis des kolonialen Mutterlandes in der Alltagskultur isolierter Gebiete Zentralbrasiliens in ihren Beziehungen zur Küste war das Thema von Frau Prof. Dr. Maria Augusta Calado Rodrigues, die sich vor allem der immanenten Geschichtsschreibung im Kunst- und Volkslied von Goiás widmete.

Frau Andrea Luisa Teixeira vom Institut für tropische Wissenschaften aus Goiás stellte die Ergebnisse des Projektes der Erforschung von Maskeraden und Traditionen der Epiphanie-Zeit abgelegener Gebiete Bahias vor.

Der Abschluss der Sitzung wurde von Frau Prof. Dr. Rosangela Pereira de Tugny von der Universität Minas Gerais bestritten, die die kulturanthropologischen Experimente des dort errichteten interkulturellen Labors vorstellte. Sie behandelte die unterschiedlichen Situationen
Tagung der A.B.E. in Paraty 2002
des identifikatorischen Prozesses und die Rolle der Musik bei verschiedenen Indianergruppen Ostbrasiliens.

Die Tagung in Parati wurde mit einer Festsitzung und einem Konzert in der Kirche des Museums kirchlicher Kunst abgeschlossen. Das Thema des Abschlussvortrags bezog sich auf die Bedeutung der Musik für die Mentalitätsgeschichte von Parati, die vor allem aus dem musikhistorischen Gedächtnis von Städten des Landesinneren zu rekonstruieren ist. Bisher unbekannte historische Dokumente der Musikgeschichte der Stadt wurden vorgestellt und ihr Wert aus einer kulturwissenschaftlicher Warte hervorgehoben.

Das Konzert fand im Rahmen eines Festivals sakraler Musik Paratis mit Unterstützung des Instituts für Denkmalschutz Brasiliens (IPHAN), des Tourismus-Sekretariats (SECTUR) sowie der Gemeinde Parati statt. Es wurde von dem Ensemble "Alma Barroca" mit der Saxophonisten Maria Bragança, dem Cembalisten Antonio Carlos Magalhães und dem Perkussionisten Djalma Correa bestritten. Einführend wurden Sinn und Zielsetzung des Projekts "Alma Barroca" erläutert. Der Vortrag berücksichtigte bisher unbekannte historische Dokumente der Musikgeschichte der Stadt Parati.

Tagung der A.B.E. in Paraty 2002





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