Paradigmen iberischer und lateinamerikanischer Kulturstudien. Tagungen der Akademie Brasil-Europa für Kultur-und Wissenschaftswissenschaft

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Berichte
Auswahl aus Tagungen, Kolloquien und Sitzungen


Paradigmen iberischer und lateinamerikanischer Kulturstudien
Studentisches Kolloquium, Studienzentrum der A.B.E. 2006

Tagung der A.B.E. Paradigmen lateinamerikanischer Kulturforschung
Im Dezember 2006 fand im Studienzentrum der A.B.E. ein Kolloquium zum Themenkreis Paradigmen iberischer und lateinamerikanischer Studien statt. Daran  nahmen Teilnehmer des Seminars "Spanien, Portugal und Lateinamerika in der Musikforschung" teil, das an der Universität zu Köln durchgeführt wurde.

Die Bestrebungen zur Erneuerung der Kulturstudien in den sechziger Jahren in Brasilien begannen mit einer Tagung, bei der das Verhältnis zwischen historischer und empirischer Forschung in den Kulturstudien thematisiert wurde. Daraus entwickelten sich theoretische Ansätze, die die Aufmerksamkeit auf Prozesshaftes richteten und eine Überwindung von Denkmodellen anstrebten, die auf Kategorisierungen des Studienobjektes nach Sphären der Kunst-, Volks- und Popularmusik basierten. 1968 wurde dann die Organisation für Studien von Kulturprozessen gegründet. Ihr Ziel war die Entwicklung einer transdiziplinären Kulturforschung. Dieses Anliegen prägte auch die Einführung des Faches Ethnomusikologie im Jahr 1972 in Brasilien. Vor allem wegen der bedenklichen politischen Rahmenbedingungen bei der Einführung dieses Faches wurde es vor allem in dem Sinne betrieben, dass es selbst, d.h. seine Geschichte, Methoden, Konzepte, Vertreter und deren Netzwerke, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen.

Die Bestrebungen zur Erneuerung der Kulturstudien wirkten sich auch auf die historische Musikforschung und vor allem auf die Volkskunde aus. Hier entwickelten sich neue Ansätze zur Präzisierung des Unterschungsgegenstandes und zur Bestimmung des Faches. Bei der Weiterentwicklung der Überlegungen in den folgenden Jahren wurde in der interdisziplinären Zusammenarbeit stets das Problem der unterschiedlichen Sichtweisen und Auffassungen in den verschiedenen Fachbereichen, Epochen und Kontexten hervorgehoben.

Diese schwierige Lage, die Fragen der Kohärenz bei den Deutungen von Kulturerscheinungen mit sich brachte, wurde in ihrer gesamtamerikanischen Dimension bei einer Zusammenkunft im Interamerikanischen Institut für Musikwissenschaft 1971 in Montevideo besprochen. Beim Regionaltreffen für Lateinamerika und die Karibik des IMC/UNESCO in São Paulo 1987 wurde das Thema in einem internationalen Kreis von Experten wieder aufgegriffen. Dabei wurde die Einsicht gewonnen, dass es notwendig ist, sich einer Geschichte des Denkens und der Kulturauffassungen innerhalb der iberischen und lateinamerikanischen Studien als Voraussetzung für eine reflektierte Weiterentwicklung der kulturtheoretischen Diskussion zu widmen.

Ziel des Kolloquiums war es, an ausgewählten Beispielen Paradigmen des Denkens herausragender Gestalten der Geschichte iberischer und lateinamerikanischer Kulturstudien zu diskutieren. In einem darauffolgenden Kolloquium sollten rezentere Denkströmungen berücksichtigt werden. Die Arbeiten sollten sich nach dem Ansatz der A.B.E. orientieren, der vornehmlich die Aufmerksamkeit auf die Forschung selbst richtet, d.h. die Kulturstudien mit wissenschaftswissenschaftlichen Untersuchungen verbindet. Dabei sollte versucht werden, die sozialen Netzwerke zu rekonstruieren und zu betrachten, in die sich die besprochenen Persönlichkeiten einfügten. Das Programm beinhaltatete folgende Themen:

Felipe Pedrell. Über das Cancionero musical popular español und die spanische Volksliedforschung (C. Friebe)

Manuel Garcia Matos. Die Anfänge der Forschung und Arbeit im Bereich Folklore in Extremadura (Ch. Röhr)

Adolfo Salazar und seine Bedeutung für die spanische kulturgeschichtliche Entwicklung im 19./20. Jhr (M. Krüger)

Marius Schneider und sein Weg zur Klangsymbolik (N. Böhme)

Nicolas Slonismy: Music of Latin America (D. Lermann)

Robert Stevenson: Aus Spanish music in the Age of Columbus (N. Braas)

Luís de Freitas Branco. Hintergründe seiner Amtsentpflichtung von der Leitung des Konservatoriums (J. Klein)

Olive Lewin: Ihre Bedeutung um den Erhalt der traditionellen Volksmusik Jamaikas (M. Hoenmanns)

Die Verbindung von Dichtung und Musik in lateinamerikanischen Ländern: Lücken in der Musikforschung? (S. Schaefer)

José Subirá - Zu Archaismus und Lexikographie, Begriffsforschung und grundlegende Definitionen (Ch. Burchartz)

Gilbert Chase. Die Musik Spaniens und Lateinamerikas und seine Überlegungen zur Musikwissenschaft (Th. Sieger)

Zu Otto Mayer-Serra. Die Musik Mexikos - musica de arte - musica indigena - musica popular y folclorica (H. Zimmer)

Macario Santiago Kastner - Ein Musikforscher und -liebhaber und sein Beitrag zur Wiederbelebung eines historischen Musikinstruments (A. Bettinger)

Luis Heitor Correa de Azevedo und die Volksmusik Brasiliens (I. Busse)

Francisco Curt Lange. Pionier, Mittler, Nestor in der Musikwissenschaft Lateinamerikas (S.-B. Boldt)





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