Kulturdiplomatie und Geschichtsforschung. Tagungen der Akademie Brasil-Europa für Kultur-und Wissenschaftswissenschaft
Kulturdiplomatie und Geschichtsforschung. Tagungen der Akademie Brasil-Europa für Kultur-und Wissenschaftswissenschaft
Akademie Brasil-Europa
für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft
Organisation für Studien von Kulturprozessen
in internationalen Beziehungen
Institut für Studien der Musikkultur des portugiesischen Sprachraumes - ISMPS e.V.
Vorsitzender:
Prof. Dr. Antonio Alexandre Bispo
Berichte
Auswahl aus Tagungen, Kolloquien und Sitzungen
Kulturdiplomatie und kulturwissenschaftlich orientierte Geschichtsforschung
1808-2008. Eröffnung der Arbeiten anlässlich der 200-Jahr-Feier der Überführung des portugiesischen Hofes nach Brasilien
Sitzung am Studienzentrum der A.B.E. (2007)
Es ist dementsprechend Zielsetzung der A.B.E., Studien von Kulturprozessen in engem Zusammenhang mit Studien der Produktion und Propagierung des Wissens und der Netzwerke der daran Beteiligten zu verbinden, was die Berücksichtigung der Rolle miteinbezieht, die daran Diplomaten sowie Gelehrte und Künstler, die kulturdiplomatisch wirkten, spielten.
Den kulturellen Auswirkungen in Portugal, die durch den Abzug des Hofes dort verursacht wurden, wurde in Studien unter Leitung von Dr. Manuel Ivo Cruz nachgespürt. Wie dieser portugiesische Gelehrte hervorhob, könnte schon ein empathischer Versuch des Sich-Hineinversetzens in die psychologische Situationen derjenigen Portugiesen höhergestellter Kreise, die Lissabon verließen, sich in eine ferne Kolonie flüchteten und in Rio de Janeiro multiethnische Zustände antrafen, ins Bewusstsein bringen, welche Bedeutung das Ereignis aus der Sicht Portugals hatte. Es wird wenig beachtet, dass auch die ankommenden Portugiesen sich in einem Prozess des Kulturwandels befanden, der, von Instabilitäten und Ungewissenheiten geprägt, auch das Drängen nach Wahrung der Autorität und des Standes, nach Selbstbehauptung, nach Affirmation und Selbstdarstellung und zugleich die Notwendigkeit der Akzeptanz und der Adaptation kannte. Ein komplexes Spannungsfeld von Interaktionen von Kulturprozessen verschiedener Provenienzen muss hier in den Blick der Forschung treten.
Nur eine kulturwissenschaftlich orientierte Geschichtsbetrachung, die sich vornehmlich Fragen von Identitätsprozessen und dem damit zusammenhängenden Bedürfnis nach Unterscheidung aus verschiedenen Perspektiven der mitbeteiligten Bevölkerungsgruppen annimmt, kann der Bedeutung dieses Ereignisses gerecht werden. Sie kann sogar neue Wege ebnen, um die Entwicklung, die zur Emanzipation und zum Kaiserreich führte, als Ergebnis und Ausdrucksform von Kulturprozessen zu untersuchen. Für eine kulturwissenschaftlich orientierte Geschichtsbetrachtung bietet die Kunst- und Musikgeschichte dieser Zeit wichtige Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit kulturellen Ausdrucksformen, die als Chiffren zur Untersuchung von Kulturprozessen dienen können.
Im Mittelpunkt der Betrachtungen stand aber die Gestalt des österreichischen Musikers Sigismund von Neukomm, die in vertraulicher Stellung bei Talleyrand zum Komponisten des Wiener Kongresses und somit der Restauration schlechthin wurde. Als Musiklehrer von Mitgliedern der Aristokratie in Rio de Janeiro, als derjenige, der zuerst den brasilianischen Komponisten Pe. José Maurício in Europa mit lobenden Worten würdigte, als Komponist von Werken, die brasilianische Konnotationen aufweisen und als Vertreter der klassischen Tradition in Brasilien wurde Neukomm in mehreren Veranstaltungen der A.B.E. berücksichtigt. Er erscheint als die Gestalt schlechthin eines kulturdiplomatisch agierenden Künstlers und Gelehrten.
Im Jahr 2002 wurden die europäischen Dimensionen der Persönlichkeit von Sigismund Neukomm in einem Seminar an der Universität Bonn behandelt. Frau Cornelia Napp führt als Teilnehmerin dieses Seminars seitdem Untersuchungen zum Schaffen des Komponisten durch. Im Anschluss an ihren Vortrag während der Sitzung wurde die Bedeutung Neukomms in einer Geschichte der Kulturdiplomatie hervorgehoben, die nur dann in ihrem wahren Ausmaß zu erfassen ist, wenn sie mit kulturwissenschaftlicher Orientierung betrieben wird. Mit dieser Sitzung wurde auch die Initiative der deutschen Schule Rio de Janeiros gewürdigt, zum Auftakt des Kommemorationsjahres 2008 das Mozart-Requiem mit Ergänzung von Sigismund von Neukomm aufzuführen.
Die Sitzung wurde von kammermusikalischen Darbietungen der Bläsergruppe "Im kühlen Grund" aus Bad Honnef umrahmt.
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