Welt der Goldsucher: Kulturwissenschaftliche Erforschung. Tagungen der Akademie Brasil-Europa für Kultur-und Wissenschaftswissenschaft

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Berichte
Auswahl aus Tagungen, Kolloquien und Sitzungen


"Lyrik des Wassers".  Kulturwissenschaftliche Erforschung der Welt der Goldsucher
Festsitzung zur Vorstellung der Publikation "Crença, Sobrevivência e Liberdade" von Martha Haug, Parati 2004

Tagung der A.B.E. in Paraty 2004
Im Anschluss an das Internationale Kolloquium Interkultureller Studien, das 2004 zum Anlass der 450-Jahr-Feier von São Paulo stattfand, wurde eine Festsitzung in Parati abgehalten. Diese Kolonialstadt im Bundesstaat Rio de Janeiro war bereits Ort mehrerer Studienprojekte und Veranstaltungen der A.B.E.. Zuletzt fand dort 2002 eine Sitzung des Forums "Küste São Paulos" im Rahmen des Internationalen Kongresses Euro-Brasilianischer Studien statt (siehe Bericht).

Die Sitzung in Parati wurde in erster Linie für die Präsentation der Dissertation von Frau Prof. Dr. Martha Haug veranstaltet, eine interdisziplinäre Arbeit, die auf langjährigen Forschungen über die Kultur der Goldsucher in Mato Grosso basiert. Parati erschien als ein besonders geeigneter Ort für die Vorstellung dieser unfangreichen Arbeit, die viele Perspektiven eröffnet, da die Stadt als wichtiger Hafen der Kolonialzeit Endpunkt des von den Minen im Inland kommenden "Weges des Goldes" war.

Als wichtiges Bindeglied zwischen dem Verkehrsnetz des Hinterlandes und dem Seeweg nach Rio de Janeiro war Parati Angelpunkt des Kulturaustausches und erlangt somit herausragende Bedeutung für kulturwissenschaftlich geleitete Geschichtsbetrachtungen. Diese Bedeutung war beim Forum 2002 gewürdigt worden.

Vorstellung der Dissertation v. Martha Haug, A.B.E. Paraty
Im Licht des Kolloquiums zur 450-Jahr-Feier von São Paulo standen 2004 vor allem Fragen der Bildersprache im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Wenn São Paulo eine Stadt der Hochebene ist, so ist Parati eine Stadt des Wassers, sein Bild und seine Kultur ist von diesem Element geprägt. Auch das Leben der Goldsucher des fernen brasilianischen Hinterlandes ist von Wasser geprägt und dementsprechend weist seine Kultur besondere Bezüge in Mythen, Narrativen und in der Bildersprache zur Wasserwelt auf.

Frau Prof. Dr. Haug stellte dementsprechend in ihrem Vortrag, in dem sie die Ergebnisse der Feldforschungen über die Welt der Goldsucher darlegte, eine Gestalt des Wassers in den Vordergrund, die in der Vorstellungswelt der Region um Cuiabá anzutreffen ist. Es handelt sich um den "Großen Wurm" (Minhocão), dessen Sinngehalt sie unter verschiedenen Aspekten zu eruieren wusste.

Bei der darauffolgenden, lebhaften Diskussion wurde hervorgehoben, dass es sich dabei keinesfalls um eine lächerlich wirkende, skurrile Erscheinung der Volksvorstellungen handelt, sondern um ein in seiner Bedeutung von der Forschung besonders ernstzunehmendes, wichtiges Element in der Bildersprache tradierter Welt- und Menschenanschauungen.

Martha Haug, A.A.Bispo,Ivo Cruz, Paraty 2004
Bei der Sitzung des Internationalen Kolloquiums für Symbolische Anthropologie 1998 im Kulturzentrum von Ubatuba war bereits hervorgehoben worden, dass in den Studien der Bildersprache das verbreitete Bild eines wurm- bzw. schlangenartigen Wesens, das sich aus dem Wasser erhebt und das wie in indigenen Kontexten zuweilen als von Feuer erfüllt aufgefasst wird, eine besondere Stellung einnimmt. Es steht in vielfacher Hinsicht mit dem Sinnbild des Regenbogens und des Goldes zu Füßen des Regenbogens in Verbindung. Dementsprechend ist es nachvollziehbar, dass dieses Sinnbild bis heute noch in der Welt der Goldsucher anzutreffen ist.

Die Untersuchungen symbolischer Anthropologie konnten dieses Sinnbild im Kontext der Gesamtheit des Gebäudes des Welt- und Menschenbildes erklären. Die Präsenz dieser Vorstellung in Zentralbrasilien ist keine Eigenart der Region, sondern war auch in anderen Gegenden des Landes weit verbreitet. So wies Dr. Fritz Müller auf den "Minhocão" in Südbrasilien in einem Brief an Charles Darwin hin, wie durch Studien der A.B.E. festgestellt wurde. Die religiöse Bedeutung dieses Sinnbildes hängt darüber hinaus mit Deutungen der Enthäutung des hl. Bartholomäus zusammen, wie sich bei der Sinnforschung christlicher Bildersprache herausgestellt hat. Diese Vorstellungen leben unter der Bezeichnung "Oxumare" in bestimmten Kreisen weiter.

In einer Wortmeldung wies der portugiesische Gelehrte Dr. Manuel Ivo Cruz auf die Bedeutung des Kultes des hl. Bartholomäus in Portugal hin, wo er auch mit Wasser assoziiert wird. Die Praktiken am Festtag des hl. Bartholomäus, die in Portugal bereits Gegenstand eingehender Untersuchungen waren, sind vor allem in der Region seiner Heimatstadt Porto ausgeprägt. Er war somit in der Lage, eingehend über diese Tradition und über die damit zusammenhängenden Vorstellungen zu berichten.





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