Aktualisierung von Strömungen des Erneuerungsdenkens in Kultur und Kunst. Akademie Brasil-Europa für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft

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Auswahl aus früheren Veranstaltungen


Aktualisierung von Strömungen des Erneuerungsdenkens in Kultur und Kunst in internationalen Beziehungen
Tagung beim Internationalen Festival von Curitiba, 1969

V Musikfestspiel von Curitiba
Die Bewegung zur Erneuerung der Kulturstudien, die 1968 zur Konstituierung der Gesellschaft führte, die heute die Organisation Brasil-Europa für Studien von Kulturprozessen bildet (siehe Bericht), gab Anlass zu regem Gedankenaustausch während des Musikfestivals und Internationalen Kurses von Curitiba im Jahr 1969.

Das Ziel der Bewegung - die Erneuerung von Forschung und Praxis durch die Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf Kulturprozesse - wurde unter verschiedenen Aspekten in international besetzten Gruppen diskutiert. An der Debatte nahmen u..a. Mtro. Roberto Schnorrenberg, Fritz Jank, Isolda Bassi Bruch, D. João Evangelista Enout, Prof. Dr. José Penalva, Leo Schwarz, Eleanor Florence Dewey, Paulo Affonso de Moura Ferreira und Renata Braunwieser teil.

Dabei wies Renata Braunwieser darauf hin, dass die neue Bewegung unter vielen Aspekten die durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochenen Erneuerungsbestrebungen aktualisierte, die unter den Umständen der nationalistischen Epoche der 30er Jahre und des II. Weltkrieges in Verschwiegenheit geraten waren. Diese Bestrebungen, die in Brasilien seit 1927 präsent waren, gingen zurück auf eine von Dozenten und Studenten des Mozarteums 1919 in Salzburg gegründete Akademie geisteswissenschaftlicher und künstlerischer Erneuerung. Da das 50-jährige Jubiläum dieser Akademie gefeiert wurde, war es sinnvoll und bedeutsam, die Beweggründe und Auswirkungen der damaligen Bewegung zu studieren und sie aktualisierend neu zu beleben. Diese Aktualisierung sollte nach den Zielsetzungen der 1968 konstituierten
Renata Braunwieser
Gesellschaft erfolgen, da diese den Erfordernissen der Zeit entsprachen. Dadurch konnte diese Gesellschaft an die Strömung des Denkens früherer Jahrzehnte in einem internationalen Kontext anknüpfen, in dem Brasilien eine wichtige Rolle spielte.
Wie die Gründung des Jahres 1968 ihre Voraussetzungen und Vorarbeiten hatte, so entsprach auch diejenige des Jahres 1919 nicht nur den Bedürfnissen der Zeit nach dem I. Weltkrieg, sondern knüpfte auch an frühere Strömungen an, die Erneuerungen zum Ziel hatten. An erster Stelle sollte der seit einigen Jahren herrschenden geistigen Atmosphäre der internationalen Öffnung und künstlerischen Erneuerung des Mozarteums unter der Wirkung von Bernhard Paumgartner gedacht werden, der mit Martin Braunwieser als Mentor und Freund stets in enger Verbindung blieb. In dieser Atmosphäre konnten Bestrebungen gedeihen, die durch die Deutsch-Russin Tatiana Kipmann vertreten wurden und auf einen Kreis von Künstlern und Gelehrten zurückgingen, der sich in
Martin Braunwieser
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im zaristischen Russland gebildet hatte. Die Faszination für die Kultur des Orients im Mozarteum unter Paumgartner bereitete die Rezeption von diesen deutsch-russischen Bestrebungen vor, die von Anschauungen einer gegenseitigen geistigen Verbindung zwischen Orient und Okzident oder gar einer "Erneuerung des Abendlandes durch den Geist des Orients" getragen waren.

Der Zusammenbruch des alten Europa mit dem I. Weltkrieg begründete auf der anderen Seite den Wunsch nach Wiederherstellung zerbrochener Bindungen an die vormals verfeindeten Mächte, vor allem Frankreich, und nach Kennenlernen neuer Tendenzen des Denkens und der Kunst.

Tatiana Braunwieser
Zu den Komponisten, die am nachhaltigsten auf diesen Kreis Einfluss ausübten, zählte Darius Milhaud. Seine "Saudades do Brasil", die auf Anregungen zurückgingen, die er in Brasilien gewonnen hatte, wurden zu einer Art musikalisches Emblem der Akademie. Diese verkörperte somit Erneuerungsbestrebungen hinsichtlich der Beziehung zwischen West- und Osteuropa und dem Orient sowie innerhalb Europas selbst und hatte eine grundsätzliche, geistige und künstlerische Bindung an Brasilien durch das Werk von Milhaud. Durch Tatiana und Martin Braunwieser wurde diese Bewegung 1927 nach Brasilien gebracht und trug dort maßgeblich zur Verbreitung neuer Tendenzen des Denkens und eines neuen Repertoires zeitgenössischer Musik, der alten Musik und der Bach-Bewegung bei.





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