Diplomatische Geschichte/Itamaraty und Akademie Brasil--Europa. Tagungen der Akademie Brasil-Europa für Kultur-und Wissenschaftswissenschaft

Akademie Brasil-Europa

für Kultur- und Wissenschaftswissenschaft

 


Berichte
Auswahl aus Tagungen, Kolloquien und Sitzungen


Museum Diplomatischer Geschichte des Itamaraty und Akademie Brasil-Europa
Museum Diplomatischer Geschichte des Brasilianischen Außenministeriums, Rio de Janeiro, 2002

Itamaraty-Palast RJ. Sitzung der A.B.E.
Die Abschlusssitzung des Internationalen Kongresses Euro-Brasilianischer Studien 2002, der das Triennium wissenschaftlicher Arbeiten der A.B.E. im Rahmen des Programms "Brasil-Europa 500 Jahre" beendete, fand im historischen Itamaraty-Palast des Brasilianischen Außenministeriums in Rio de Janeiro statt, in dem heute das Museum Diplomatischer Geschichte seinen Sitz hat. Diese Sitzung konnte somit durch die Unterstützung des Ministeriums und die Gastbereitschaft der Museumsleitung, die die A.B.E. und die eingeladenen Gäste herzlich empfangen haben, an einem traditionsreichen Ort abgehalten werden. Dieses von historischer Symbolik durchdrungene Haus bot den geeigneten Rahmen zur Erörterung dreier Hauptthemenkreise, die für den Kongressabschluss als besonders bedeutsam ausgewählt worden waren.
Sitzung der A.B.E. im Itamaraty-Palast
Allein schon durch die Wahl des Ortes sollte zum einen die Bedeutung der Beziehungen zwischen dem Studium diplomatischer Geschichte und den Studien von Kulturprozessen in internationalen Beziehungen ins Bewusstsein gebracht werden. Zum anderen sollte die Bedeutung humanistischer Werte und Ethik in der Kulturarbeit und in der Charakterformung derer, die sich ihr verschreiben, bei einem Gedenkakt zu Ehren von Frau Prof. Cleofe Person de Mattos hervorgehoben werden, die ihr von Idealen der Klassik erfülltes Leben der Erforschung des Werkes des größten Komponisten der Vergangenheit Brasiliens, Pe. José Maurício Nunes Garcia, gewidmet hatte (siehe Bericht). Schließlich sollten in Entsprechung des Leitgedankens
Sitzung der A.B.E. im Museum Diplomatischer Geschichte, Itamaraty
"Gedächtnis und Zukunft" der Arbeitstage des Kongresses in Rio de Janeiro in kritischer Besinnung die der indigenen Kultur in den Studien Brasiliens, im Geschichtsbewusstsein und in den Darstellungen und Repräsentation des Landes zugewiesene Stellung thematisiert werden (siehe Bericht).

Nach einer Führung durch die Räume und Erläuterung der ausgestellten historischen Gegenstände des Museums wurde im Arbeitsraum des Visconde de Rio Branco an die Bedeutung der Diplomatie für die Kulturgeschichte erinnert. Ohne die diplomatischen Leistungen der Vertreter Brasiliens, unter denen sich Rio Branco besonders hervorhob, würden beispielsweise bedeutende Gebiete Amazoniens nicht zum Land gehören und somit nicht Gegenstand kulturhistorischer Untersuchungen sein können, die sich auf Brasilien beziehen. Unter vielen anderen Aspekten könnte die Bedeutung der diplomatischen Leistungen betrachtet werden, und dazu zählen internationale Ereignisse von der Dimension des panamerikanischen Kongresses zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Rio de Janeiro.

Es darf auch nicht die Bedeutung von Repräsentanten des Landes als Persönlichkeiten unberücksichtigt bleiben, die sich durch ihre intellektuellen Qualitäten und ihre Kultur auszeichneten. Mehrere Diplomaten gingen in die Kulturgeschichte ein. Einige Disziplinen sind von Namen von Gelehrten, die auch Diplomaten waren, geprägt. Die Vertretungen im Ausland förderten kulturelle und wissenschaftliche Veranstaltungen, Empfänge in Residenzen und Botschaften gaben vielfach Anlass zu künstlerischen Darbietungen, die in die Kulturgeschichte eingingen.

Sitzung der A.B.E. im Museum Diplomatischer Geschichte RJ
Wie bei der offiziellen Eröffnung der Sitzung durch die Leitung des Museums hervorgehoben wurde, ist die Erforschung der Diplomatischen Geschichte von außerordentlicher Bedeutung für die Geschichte Brasiliens im Allgemeinen und in all ihren Sparten; ihre Dokumente und ihre Fachliteratur müssen bewahrt, erforscht und ausgewertet werden und dabei erfüllt das Museum eine wichtige Aufgabe. Das Museum ist aber nicht nur ein musealar Ort zur Aufbewahrung wertvoller Gegenstände, sondern auch ein Zentrum von Studien, das weitere Studien anregen möchte.
Sitzung der A.B.E. im Museum Diplomatischer Geschichte
Von einer Diplomatischen Geschichte ist eine Kulturgeschichte der Diplomatie zu unterscheiden, obwohl beide eng zusammenhängen. Deren Aktualität angesichts der zunehmenden Beachtung von internationalen Kontexten in den verschiedenen Bereichen des Wissens im Zeitalter der Globalisierung ist nicht zu übersehen. Die Diplomatische Geschichte lenkt die Aufmerksamkeit der Kulturforscher auf internationale Kontexte, und die Berücksichtigung diplomatischer Geschichte, Perspektiven und Zusammenhänge bringt neue Erkenntnisse und öffnet neue Wege für die Kulturbetrachtung. Das Studium der entsprechenden, leider zu wenig beachteten Fachliteratur durch Kulturforscher aller Fachbereiche ist für die adäquate Durchführung von Kulturstudien in internationalen Kontexten unerlässlich. Allerdings ist ihre Forschung trotz der vorhandenen umfangreichen Dokumente und Publikationen und der Entwicklung der Forschung nicht frei von Schwierigkeiten. Das Leben und Wirken bedeutender Gestalten des 19. Jahrhunderts ist noch ungenügend erforscht und gewürdigt. Hier können die Kulturstudien, die auf andere Quellen zurückgreifen, zur Diplomatischen Geschichte beitragen.
Sitzung der A.B.E. im Museum Diplomatischer Geschichte
Im Namen der A.B.E. wurde die vom Museum zum Ausdruck gebrachte Anerkennung der Bedeutung einer Kooperation begrüßt und die Tatsache, dass die Abschlusssitzung des Kongresses in den historischen Räumen des Itamaraty stattfinden konnte, dankbar als bedeutendes Zeichen hierfür empfunden. 

Einige Aspekte, die die Zweckbestimmung der A.B.E. prägen, wurden im Rahmen der Festsitzung hervorgehoben. Zum einen wurde daran erinnert, dass die Bewegung, die zur Gründung der Organisation für Studien von Kulturprozessen 1968 führte, aus der Diskussion über das Verhältnis zwischen historischer, empirischer und systematischer Forschung entstand. So befasst sich die A.B.E. nicht nur mit Geschichte oder mit bestimmten Kultursphären der sogenannten Bildungs-, Volks- und Popularkultur, sondern sucht mit ihren Studien zur Entwicklung einer transdisziplinären Kulturwissenschaft beizutragen. Diese muss wiederum in engem Zusammenhang mit den Vorbedingungen der Produktion und der Verbreitung des Wissens und somit mit Netzwerkenanalysen durchgeführt werden.

Zum anderen ist die Aufmerksamkeit auf Kulturprozesse gerichtet, die entsprechend rezenten Tendenzen des Denkens besonderes Fragen der Identität, der Ausdifferenzierung, der Zeichenhaftigkeit von Kulturerscheinungen und somit der Darstellung und der Repräsentation betreffen. Unter diesen Aspekten ist der Begriff der Kulturdiplomatie weiter gefasst als der einer Kulturbetrachtung der Diplomatie, da er auch Literaten, Intellektuelle, Künstler und sogar Sportler einbezieht, die, ohne offiziell Diplomaten zu sein, mit ihrem Wirken inoffizielle Funktionen der Darstellung und Repräsentation ausüben oder sich in den Dienst der Völkerverständigung, des Austausches und der internationalen Beziehungen stellen.

Eine wichtige Gestalt, der hier exemplarisch gedacht werden könnte, ist die Pianistin Guiomar Novaes. Wegen ihrer Rolle in den Beziehungen zwischen den USA und Brasilien wurde sie gleichsam als brasilianische Entsprechung zu einem Ignaz Paderewsky angesehen.





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